Die große Führungsstil-Analyse über Jürgen Klopp: Vier Tools für Ihren Erfolg
Von Mainz in die Welt – Die Evolution einer Führungspersönlichkeit
Egal mit wem ich in letzter Zeit über Jürgen Klopp gesprochen habe – ob Fußball-Manager, die mit ihm persönlich gearbeitet haben, UnternehmerInnen, die ihm nie begegnet sind oder überzeugte Fußball-Hasser – in einem scheinen sich alle einig zu sein: Kloppo (und sein unverkennbares Grinsen) steht, wie kaum ein anderer in Deutschland, für erfolgreiche Führung, selbst wenn es richtig schief läuft.
Jürgen Klopp hat ganz nebenbei eine neue Ära der Führungskunst eingeleitet – nicht nur im Sport, sondern auch in der Art und Weise, wie wir über effektive Führung in der modernen Wirtschaftswelt denken. Mit seinem besonderen Lächeln, oft auch einer Spur von Nachdenklichkeit und einer unverkennbaren Authentizität hat Klopp bewiesen, dass Führung mehr ist als bloße Anweisung und Kontrolle.
Er ist ein Paradebeispiel dafür, wie man mit Leidenschaft, Resilienz und einer guten Portion Inspiration nicht nur Fußballteams, sondern ganze Organisationen zu Höchstleistungen führen kann. Dabei setzt er bewusst auf eine Mischung aus Bodenständigkeit, Authentizität und Menschenführung – Qualitäten, die ihn zum Vorbild für viele Führungskräfte machen.
Grund genug für mich, meine neue Blog-Reihe über die Führungsstile bekannter Persönlichkeiten mit Jürgen Klopp zu beginnen (und ein guter Grund meinen Newsletter zu abonnieren). Dabei will ich vor allem die Frage beantworten:
- Was sind die wichtigsten Führungsstärken des Jürgen Klopp? Was können wir ganz konkret von ihm lernen und in den Business-Alltag übernehmen?
- Wie können wir nicht nur unsere MitarbeiterInnen, sondern vielleicht auch uns selber zu mehr Motivation und Leistung führen?
Wenn man meine Motivation in Flaschen abfüllt, dann kommt man dafür in den Knast, wenn man das verkauft.
„I am the normal one“: Der unkonventionelle Weg zum Führungserfolg
Unvergessen ist die Pressekonferenz, in der er als neuer Trainer beim FC Liverpool vorgestellt wurde. Mit dem Satz “I am the normal one” bewies er als Deutscher ein Gespür für britischen Humor und vor allem sein großes Gespür dafür, wie sich die Liverpooler und ihr Club fühlten: als Underdogs.
In nur wenigen Jahren führte er diese Underdogs mit scheinbar unendlichem Selbstvertrauen und offensichtlicher Kompetenz zum Champions-League-Sieg, gewann mit ihnen den Weltpokal, wurde FIFA-Welttrainer und Ehrenbürger Liverpools.
Und wie viele Trainer – egal wie erfolgreich und charismatisch sie sind – können von sich sagen, dass sie auf überlebensgroßen Wandgemälden verewigt, ihnen ein eigenes Lied gewidmet und zur Krönung auch noch von den Toten Hosen besungen wurden?
Bei all diesen Superlativen vergisst man leicht, dass Klopps eigene Erfolgsgeschichte nicht an der Spitze begann, sondern nach Stationen als Spieler in Amateur- und Oberliga-Klubs in den bescheidenen Katakomben des Zweitligisten Mainz 05. Hier startete er seine Laufbahn als Trainer, nachdem sein Verein ihn als Verlegenheitslösung übergangsweise vom Verteidigungsspieler zum Interim-Trainer machte. Bereits in Mainz demonstrierte Klopp, was später sein Markenzeichen werden sollte: Eine tiefe emotionale Verbindung zu seinen Spielern und dem gesamten Clubumfeld.
Jürgen Klopp verstand es, das Potenzial seiner Spieler nicht nur zu erkennen, sondern es auch zu entfalten. Er setzt auf eine offene Kommunikation und einen integrativen Führungsansatz, der jeden im Team wertschätzt und fördert.
Schwierige Rahmenbedingungen und tiefgehende Umbrüche – was Jürgen Klopps Führungsansatz prägte
Der Sprung von Mainz zu Borussia Dortmund und später zu Liverpool war nicht nur ein Wechsel jeweils von kleineren zu größeren Bühnen, sondern immer auch ein Engagement mit steigenden Erwartungen und Druck. In Dortmund wie in Liverpool erbte Klopp Teams, die sich in, gelinde gesagt, schwierigen Übergangsphasen befanden. Seine Herausforderung lag darin, neue Hoffnung und Richtung zu stiften, was ihm durch seine authentische und empathische Art gelang.
Der Kontext, in dem Klopp arbeitete, war oft durch ökonomische Disparitäten in der Fußballwelt gekennzeichnet. Clubs wie Real Madrid oder Manchester City dominierten durch finanzielle Übermacht.
Klopps Philosophie, auf Teamgeist und taktische Disziplin, statt auf teure Star-Transfers zu setzen, wirkte für manche revolutionär, war sicherlich aber auch aus der schieren Not geboren.
Dies war besonders auffällig bei seiner Zeit in Liverpool, wo er ein Team formte, das auf Zusammenhalt und gegenseitiger Unterstützung basierte. Die beeindruckende Rückkehr Liverpools auf die internationale Bühne, gekrönt mit dem Gewinn der UEFA Champions League 2019, war ein Paradebeispiel seiner Fähigkeit, Teams neu zu motivieren und zu inspirieren.
Jürgen Klopp hat gezeigt, dass wahre Führung mehr verlangt als nur taktisches Wissen oder strategisches Geschick. Es erfordert eine tiefe Verbindung zu den Menschen, die man führt, und das Vermögen, sie nicht nur zu besseren Spielern, sondern auch zu besseren Menschen zu machen.
Das Führungstool #1 – Methodische Empathie
Damit wären wir in Klopps wichtigstem Führungs-Werkzeug angelangt: der Empathie.
Vielleicht klären wir zunächst, was Empathie eigentlich ist – oder besser nicht ist. Viele Führungskräfte verstehen darunter “Mitgefühl” oder “Mitleid”, fast schon mit einem verächtlichen Unterton. Das trifft – um in der Sprache des Fußballs zu bleiben – meilenweit am Tor vorbei. Bei Empathie geht es vor allem um das Einfühlungsvermögen in die Gedanken, Motive und Bedürfnisse von Menschen, was man durchaus sehr methodisch machen kann.
Bedürfnisse von Individuen verstehen
Der “Fußball-Psychologe” Klopp versteht es, die individuellen Stärken jedes Spielers zu erkennen und zu fördern. Er arbeitet sich systematisch in die Emotionen und Bedürfnisse seiner Spieler ein, versucht diese zu verstehen und darauf einzugehen. Mit einer Mischung aus Offenheit und Toleranz gepaart aber auch mit klarer Ansage, nimmt er sich die Zeit, persönliche Gespräche zu führen und Bindungen zu stärken, was nicht nur die individuelle, sondern auch die Gesamtleistung des Teams steigert.
Diese empathische Herangehensweise hat ihm geholfen, Spieler wie Mats Hummels oder Robert Lewandowski zu Weltklasseathleten zu entwickeln. Die zum Dank für ihren Trainer durchs Feuer gehen.
Bedürfnisse von Menschengruppen verstehen
Seine Empathie endet allerdings nicht an den Eckpfosten des Fußballplatzes. Er ist berühmt dafür die richtigen Worte auch gegenüber der Vereinsführung, den MitarbeiterInnen im Verein und – last but not least – vor allem der normalen Liverpooler Volksseele zu finden.
Er erzeugt ein Klima der Wertschätzung. Das macht er sehr bewusst und methodisch. Damit baut er ganz auch die Bereitschaft bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des ganzen Vereins auf, Höchstleistungen zu erbringen.
“I am the normal one”, das nimmt ihm deswegen jeder schmunzelnd ab (wohl wissend, dass er es definitiv nicht ist), weil er Bedürfnisse und Motive von Menschen versteht und sehr bewusst in seine Kommunikation integriert.
Das Führungstool #2 – Überzeugende Kommunikation
Klopps Kommunikationsstil zeichnet sich durch eine eindrückliche Kombination aus Leidenschaft und Wertschätzung aus. Wenn er spricht, spürt man die Leidenschaft für sein Fach; er kommuniziert seine Vision so überzeugend und emotional, dass seine Spieler und Anhänger gleichermaßen inspiriert werden.
Motivation durch inspirierende Sprache
Ein markantes Merkmal von Klopp ist seine Fähigkeit, durch motivierende Sprache zu begeistern. Er weiß genau, was er sagen muss, um seine Spieler über ihre Grenzen hinaus zu pushen. Seine Ansprachen – oft gespickt mit Humor, Anekdoten und inspirierenden Zitaten – sind legendär und oft der Schlüssel, der das letzte Quäntchen Energie und Entschlossenheit aus seinem Team herauskitzelt. Nach dem Gewinn der Premier League hob Klopp die Bedeutung von Glaube und Zusammenhalt hervor, was seine Spieler inspirierte, weiterhin auf höchstem Niveau zu konkurrieren.
Diese Fähigkeit, Menschen mit Worten zu motivieren und zu mobilisieren, ist besonders in Echtzeit während der Spiele und in intensiven Trainingssessions von unschätzbarem Wert. Zum Beispiel seine inspirierende Halbzeitansprache während des Champions League Comebacks gegen Barcelona, wo er seine Mannschaft dazu brachte, das Unmögliche zu glauben und zu erreichen.
Beispiel: Das Champions League Wunder 2019
Ein markantes Beispiel für die Anwendung seiner Führungstechniken ist das Champions League Rückspiel gegen Barcelona im Mai 2019.
- Aufgrund des 3:0 Rückstands aus dem Hinspiel analysierte Klopp sowohl die eigenen Fehler als auch die Spielweise der Gegner und änderte darauf die Taktik (siehe Führungstool #3 ANALYSE & INTUITION).
- In den Tagen vor dem Rückspiel motivierte er seine Mannschaft in Einzel- und Teamsessions zu einer der größten Aufholjagden in der Geschichte des Fußballs (siehe Führungstool #2 KOMMUNIKATION).
- Klopps taktische Umstellungen kurz vor und während des Spiels (siehe Führungstool #3 ANALYSE & INTUITION) und
- seine Fähigkeit, die Spieler psychologisch auf dieses entscheidende Spiel vorzubereiten (siehe FÜHRUNGSTOOL #1 EMPATHIE und Führungstool #4 KULTUR),
führten schließlich zum sensationellen 4:0 Sieg und dem Einzug ins Finale – das sie dann auch gewannen, genauso wie den abschließenden UEFA Supercup 2019.
Foto: Fars Media Corporation, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons
Direkte Kommunikation: Klar, offen, wirksam
Gleichzeitig ist Jürgen Klopp für seine direkte und dynamische Kommunikationsweise bekannt, die eine zentrale Säule seines Führungserfolgs darstellt. Er bevorzugt es, „Klartext“ zu sprechen, sowohl in der Öffentlichkeit als auch hinter verschlossenen Türen. Dieser Klartext gelingt ihm nicht immer, geht manchmal auch richtig nach hinten los, denn manche Menschen – vor allem jüngere, unerfahrene Spieler – können sich von seiner direkten Art manchmal regelrecht überfahren fühlen.
Trotzdem: Mit seiner Offenheit und Transparenz stärkt er, auch in den weniger gut gelungenen Momenten seiner Kommunikation, das Vertrauen innerhalb des Teams.
Jeder Spieler weiß, woran er ist und was von ihm erwartet wird. Das reduziert Missverständnisse und fördert eine effiziente Zusammenarbeit.
Die Nutzung von Körpersprache und Emotionen
Klopp versteht es meisterhaft, seine Körpersprache gezielt einzusetzen, um seine Botschaften zu unterstreichen. Seine Gestik und Mimik sind ebenso ausdrucksstark wie seine Worte. Dies verleiht seiner Kommunikation eine zusätzliche Dimension und macht sie lebendiger und greifbarer. Darüber hinaus zeigt seine empathische Reaktion auf Sieg und Niederlage, dass er die Gefühle seiner Spieler tief versteht und teilt, was die emotionale Bindung innerhalb des Teams weiter verstärkt.
Klopps Emotionalität an der Seitenlinie und in Interviews – sei es Freude, Enttäuschung oder Kampfgeist – macht ihn zu einer nahbaren und echten Persönlichkeit. Diese offene Art, Emotionen zu zeigen, dient nicht nur der Authentizität, sondern verstärkt auch die Wirksamkeit seiner kommunikativen Botschaften.
Das zeigt, dass hinter den strategischen Entscheidungen und taktischen Anweisungen auch Herz und Seele stecken.
Das Führungstool #3 – Strategische Analyse und intuitive Entscheidungsfähigkeit
Jürgen Klopp hat sich einen Ruf als einer der strategischsten und intuitivsten Fußballtrainer der modernen Ära erarbeitet. Ein Schlüssel zu seinem Erfolg ist die Fähigkeit, langfristige Visionen mit kurzfristigen taktischen Entscheidungen zu balancieren. Er plant nicht nur für das nächste Spiel, sondern hat immer die gesamte Saison im Blick.
Gleichzeitig hat seine Fähigkeit, kritische Entscheidungen unter Druck zu treffen, die Erfolgsgeschichte seiner Mannschaften maßgeblich geprägt.
Analyse und Intuition: Die Balance finden
Klopps Ansatz zur Entscheidungsfindung ist eine faszinierende Mischung aus tiefgreifender Analyse und reinem Bauchgefühl. Während viele seiner Entscheidungen auf umfassenden Datenanalysen basieren, scheut er sich nicht, in entscheidenden Momenten auf seine Intuition zu vertrauen.
Klopps strategische Entscheidungsfindung illustriert, wie effektives Management in High-Pressure-Environments funktionieren kann.
Indem er analytische Daten und menschliche Intuition kombiniert, schafft er es, sowohl die individuellen als auch die kollektiven Fähigkeiten seiner Spieler optimal zu nutzen. Seine Balance von langfristiger Planung und spontanen Entscheidungen, untermauert durch eine starke Teamkultur, macht ihn zu einem Vorbild für Führungskräfte in allen Bereichen.
Info-Box: Das Milliarden-Business Fußball
Auch wenn sie Samstags vielleicht zu Fußball-Fans mutieren: viele ManagerInnen sehen in Fußballtrainern lediglich den schnell austauschbaren Coach von 11 überbezahlten Kickern, die ohne die Werbeetats aus der realen Wirtschaft kaum überleben könnten.
Doch Fussball ist selber bereits ein Millarden-Business geworden, größer als manch andere Branche. Der Deloitte Annual Review of Football Finance 2024 testiert dem Europäischen Profifussball aktuell einen neuen Rekordwert: 35,3 Millarden Euro Gesamtumsatz in der Saison 2022/23.
Welchen wirtschaftlichen Wert dazu ein Trainer als Teil des Management-Teams beiträgt, zeigt die Entwicklung des Jahresumsatzes vom Liverpool FC in der Amtszeit von Jürgen Klopp:
- 2015: 404 Millionen Euro
- 2023: 682,9 Millionen Euro
Grund genug, die Leistungen des „Bereichsleiters“ Jürgen Klopp durchaus ernst zu nehmen.
Quellen:
Foto: cchana, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons
Führungstool #4 – Vertrauensvolle Unternehmenskultur
Jürgen Klopp wird nicht nur für seine strategischen Fähigkeiten auf dem Spielfeld, sondern auch für seine außergewöhnliche Fähigkeit geschätzt, eine starke und positive Clubkultur zu schaffen. Dabei sieht er “Clubkultur” (für uns Nicht-Fußballer also Unternehmenskultur oder Team-Kultur) nicht als einen abstrakten Begriff oder Aufgabe eines HR-Wohlfühlprojekts, sondern als direkte und aktive Führungsaufgabe.
Die Teamkultur (im Business-Sprech also “Unternehmenskultur”) beruht bei Klopp auf drei Säulen:
- Vertrauen in sich und die anderen
- Starke Identifikation mit dem Team
- Glaube an den Sieg
Sein sehr aktives Engagement für eine gemeinschaftliche Umgebung, in der sich jeder unterstützt und wertgeschätzt fühlt, hat die Dynamik seiner Teams fundamental geändert.
Die Mentalitäts-Giganten
Während der Champions League Saison 2018/2019 prägte Jürgen Klopp den Begriff „Mentality Giants“ , um das Durchhaltevermögen und den unerschütterlichen Geist seines Teams zu beschreiben. Diesen Begriff verwendete er immer und immer wieder. Gegenüber der Presse, gegenüber Sponsoren, vor allem aber gegenüber dem Team.
Mit der steten Wiederholung wollte er einen mentalen Anker bei den Menschen setzen (ähnlich wie “Aus Freude am Fahren” bei BMW), solange bis alle auch wirklich daran glauben
Die Mentalität, die vom Glauben an sich selbst und an die Teamkollegen getragen wird, ist ein direktes Produkt der von Klopp geförderten Kultur. Diese Kultur hat nicht nur die Spieler, sondern auch die Fans inspiriert und ist zu einem Markenzeichen von Klopps Zeit in Liverpool geworden.
Förderung von Offenheit und Transparenz
Ein Schlüsselelement von Klopps Führungsstil ist die Förderung einer offenen und transparenten Kommunikation sowohl innerhalb des Teams als auch in der Öffentlichkeit. Er ist bekannt dafür, dass er Erwartungen klar kommuniziert und jedem Teammitglied, unabhängig von seiner Rolle, Gehör schenkt.
Klopp hat regelmäßige, offene Besprechungen etabliert, in denen Spieler ihre Gedanken und Meinungen frei äußern können. Diese Praxis fördert nicht nur das Vertrauen und die Kooperation im Team, sondern hilft auch, mögliche Konflikte frühzeitig zu erkennen und konstruktiv zu adressieren.
Einbeziehung und Entwicklung jedes Einzelnen
Klopps Philosophie geht davon aus, dass der Erfolg des gesamten Teams von der Entwicklung jedes Einzelnen abhängt. Indem er jedem Spieler Aufmerksamkeit und individuelle Förderung widmet, stellt er sicher, dass sich alle kontinuierlich verbessern und zum gemeinsamen Erfolg beitragen.
Für Spieler wie Trent Alexander-Arnold und Andrew Robertson hat Klopp maßgeschneiderte Entwicklungsprogramme erstellt, die ihre spezifischen Stärken betonen und an ihren individuellen Schwächen arbeiten. Diese individuelle Betreuung hat nicht nur dazu geführt, dass beide zu Weltklasse-Verteidigern herangewachsen sind, sondern hat auch die allgemeine Leistungsfähigkeit des Teams gestärkt.
Anspornen, nicht anordnen
Klopp bevorzugt es, sein Team anzuspornen, anstatt Anordnungen zu erteilen. Diese Herangehensweise fördert nicht nur die Selbstmotivation und Selbstverwaltung des Teams, sondern verstärkt auch das Gefühl der Eigenverantwortung und des persönlichen Engagements. Das Ziel: selbständige Zusammenarbeit im Team.
Indem er bevorzugt Inspiration bietet und Instruktion nur in wenigen, ihm wichtigen Momenten nutzt, ermöglicht Klopp seinen Spielern, ihre eigenen Lösungswege zu finden und als Individuen sowie als Team zu wachsen.
Umgang mit Fehlern: Lernen anstatt tadeln
Klopp hat dabei einen bemerkenswerten Umgang mit Fehlern und Misserfolgen. Anstatt zu tadeln, nutzt er diese Momente als Lernchancen, sowohl für sich selbst als auch für sein Team.
Klopp fokussiert sich bei Fehlern auf die Ursache, nicht auf den Verursacher. Er spricht Fehler an, lässt diese aber angstfrei, also ohne Menetekel oder Bestrafung, ähnlich dem Umgang mit Fehlern in der Luftfahrt. Diese Haltung fördert eine Lernkultur innerhalb des Teams, die Innovation und kontinuierliche Verbesserung begünstigt.
Das Motto „Fehler sind erlaubt, solange man aus ihnen lernt“ ist ein zentrales Element seiner Führungsphilosophie.
Bescheidenheit als Selbstverständnis
Für viele Menschen, die ihn als lauten Strahlemann erleben, der sich laut ärgern, gut reden und Erfolge richtig feiern kann, mag es überraschend sein: Jürgen Klopp ist eigentlich ein mit Überzeugung bescheidener Mensch.
Für ihn ist es wichtig, dass Führungskräfte, egal ob innerhalb eines Teams oder an der Spitze von Organisationen, bescheiden bleiben, egal wie erfolgreich sie sein mögen.
„Dabei hilft es, wenn ein paar Gehirnzellen funktionieren und einem dabei helfen, dass man die Gesamtsituation richtig einschätzt“, sagte Klopp in einem Interview: „Und zumindest dafür habe ich einigermaßen viel Talent. Ich weiß: Ich bin nichts Besonderes.“
Ja, Klopp hat eine klare Idee, wie Führung funktioniert. Ja, Klopp ist ein Ausnahmetrainer. Doch davon lässt sich Klopp nicht verführen, denn glücklicher und zufriedener bleibt er nur mit Bodenhaftung.
Das macht ihn ganz schön besonders.
Gefahrenpunkte und Grenzen des Führungsstils von Jürgen Klopp
Emotionale Intensität und ihre Schattenseiten
Leidenschaft und emotionales Engagement, sowohl auf als auch außerhalb des Spielfelds bringen jedoch auch Herausforderungen mit sich. In Drucksituationen kann die hohe emotionale Intensität, die Klopp zeigt, auf das Team übertragen werden und gelegentlich zu einer Atmosphäre führen, die wenig Raum für Fehler lässt. In solchen Momenten kann es schwierig sein für die Spieler, aus Misserfolgen zu lernen, da die sofortige emotionale Reaktion die rationale Aufarbeitung überlagern kann.
Klopps dynamische und expressive Art motiviert und inspiriert zwar einerseits seine Spieler, andererseits kann sie aber auch zu einem erhöhten Druck führen. Besonders jüngere oder weniger erfahrene Spieler könnten durch diese stark ausgeprägte emotionale Energie überwältigt werden, was sich nachteilig auf ihre Leistung auswirken kann.
Herausforderungen in disziplinarischen Situationen
Die kumpelhafte Beziehung, die Klopp oft zu seinen Spielern pflegt, kann in Situationen, in denen strenge Disziplin oder unpopuläre Entscheidungen erforderlich sind, zu Komplikationen führen. Diese familiäre Atmosphäre kann es erschweren, notwendige, aber harte Entscheidungen durchzusetzen, da sie potenziell Autoritätskonflikte innerhalb des Teams schüren kann.
Effektive Leadership erfordert nicht nur Empathie und Leidenschaft, sondern auch die Fähigkeit, sich zu behaupten und Disziplin aufrechtzuerhalten. Für Führungskräfte, die Klopps Stil adaptieren möchten, ist es daher essentiell, sowohl Nähe als auch eine angemessene Distanz zu wahren, um sowohl Respekt als auch Herzlichkeit innerhalb ihres Teams zu fördern.
Wer sich auf seinen Job konzentriert und motiviert ist, den empfange ich mit offenen Armen. Ungemütlich wird es für den, der nicht die richtige Einstellung mitbringt. Mit solchen Spielern zusammenzuarbeiten, ist für mich verschwendete Zeit.
Authentizität & Vertrauen: wertvolles Ergebnis der Führungsarbeit
Die Prinzipien der Führung, die Jürgen Klopp im Multi-Millionen-Business Profi-Fußball (siehe auch Infobox unten) umgesetzt hat, also seine grundlegenden Werte und vor allem die vier oben beschriebenen Methoden
- Methodische Empathie
- Motivierende Kommunikation
- Strategische Analyse und Intuitive Entscheidungsfähigkeit
- Vertrauensvolle Unternehmenskultur
sind die Grundlagen für seinen sportlichen Erfolg, aber besonders auch für den wirtschaftlichen Erfolg der jeweiligen Clubs, denen er gedient hat.
Diese Methoden hat er von Station zu Station weiterentwickelt und verfeinert. Dadurch hat er noch zwei wesentliche Nebeneffekte in der öffentlichen Wahrnehmung seiner Person erreicht, die im Laufe der Zeit immer stärker wurden:
Authentizität und Vertrauen.
Authentizität
Manchmal werde ich gefragt: wie bekommt man denn ein authentisches Image, was ist Authentizität eigentlich?
Jürgen Klopp ist ein perfektes Beispiel dafür, dass ein markantes Grinsen zwar ein äußerliches Markenzeichen werden kann, wahre Authentizität meist aber das Ergebnis harter, jahrelanger Arbeit ist – es die Summe aktiv gelebter Überzeugungen, mit denen ich bei Dritten eben jenes Gefühl der Glaubhaftigkeit und Echtheit erzeuge.
In einer Zeit, in der Firmen, Mitarbeiter und Kunden zunehmend Wert auf Glaubwürdigkeit und Echtheit legen, ist Klopps Authentizität ein hervorragendes Role Model, das auch in der Unternehmenswelt große Resonanz finden kann.
Unternehmen, die eine offene Kommunikation sowie eine bedürfnisorientierte Führungskultur praktizieren und deren Führungskräfte auf Grundlage ihrer individuellen Werte handeln, können das Vertrauen ihrer Mitarbeiter und Kunden stärken, was zu höherem Engagement und Loyalität führt.
Die Formel ist so einfach wie schwierig: Authentizität ist die Summe systematisch gelebter Überzeugungen.
Vertrauen
Jedes aktiennotierte Unternehmen weiß, Vertrauen ist die härteste Währung. Vertrauen ist noch wertvoller als Authentizität, Elon Musk kann wahrscheinlich ein Lied davon singen.
Eine methodische Führungskultur, konsistente Verlässlichkeit, transparente Kommunikation (und nicht zuletzt hin und wieder ein paar schöne Erfolge) erzeugen das warme Gefühl des Vertrauens. Ein Vertrauen, das selbst dann anhält, wenn es mal eine Weile nicht so ganz so rund läuft. Oder sogar elementare Veränderungsprozesse angestoßen werden müssen.
In der Konsequenz führt ein belastbares Vertrauensverhältnis nicht nur zu einer stärkeren Unternehmenskultur, sondern unter dem Strich zu besseren unternehmerischen Ergebnissen.
Sind Klopps Methoden übertragbar auf Ihr Business?
Ja, davon bin ich überzeugt: Die vier Führungswerkzeuge, die Klopp im Fußball zum Erfolg geführt haben, können Führungskräfte in wahrscheinlich allen Branchen und Unternehmensgrößen übernehmen und anwenden.
Lassen Sie es mich noch klarer formulieren: diese vier Tools sind das, was gute und moderne Führung ausmacht. Gleichzeitig sollte man sich der oben beschriebenen Gefahren durchaus bewusst sein.
Denn bei aller Hoffnung auf Erfolg: Klopps Führungsstil ist anstrengend und aufwändig. Und natürlich muss alles auf die jeweilige Umgebung und ihre Menschen angepasst werden. Täglich und immer wieder aufs Neue. Kommunikation- und Führungsmethoden, die gegenüber einem zwanzigjährigen Mittelfeldspieler in Liverpool funktionieren, werden bei einer vierzigjährigen Produktspezialistin in Leverkusen eventuell kräftig daneben gehen.
Trotzdem: Die vier Führungswerkzeuge besitzen meines Erachtens durchaus universelle Gültigkeit und können auch in anderen organisatorischen Kontexten genauso angewandt werden.
Jürgen Klopp hat bewiesen, dass effektive Führung weit über operative Taktik und strategische Entscheidungen hinausgeht. Das ist Pflicht. Kür ist dagegen, eine Umgebung zu schaffen, in der sich alle Teammitglieder wertgeschätzt und verstanden fühlen, und in der sie motiviert sind, ihr Bestes zu geben.
Ganz klar: Mit der Fähigkeit, eine starke Kultur zu schaffen und individuelle Talente zu entwickeln, hat Klopp nicht nur auf dem Fußballfeld, sondern auch in der breiteren Führungspraxis einen echten Benchmark gesetzt.
Laden Sie sich unten den kostenlosen DIY-Leitfaden „Führen wie Kloppo“ als PDF herunter, mit dem Sie konkrete Empfehlungen bekommen, wie Sie die oben beschriebenen Leadership-Tools bei sich umsetzen können. Und wenn Sie möchten, unterstütze ich Sie sehr gerne bei der Entwicklung Ihres eigenen Führungsstils!
Führen wie Kloppo – der Leitfaden zum Selbermachen
Im Moment noch in der Arbeit, aber schon bald hier verfügbar! Noch ein bißchen Geduld, dann werde ich Ihnen sehr gerne den kostenlosen Leitfaden „Führen wie Kloppo“ per Email zuschicken. Diese Checkliste wird Ihnen helfen, konkrete Schritte zu erarbeiten, wie Sie die vier Leadership-Tools bei sich einsetzen und weiterentwickeln können.
Dafür wünsche ich Ihnen gutes Gelingen!
Der Lese-Tipp
Wie wenig andere steht Jürgen Klopp auch für seine Widerstandskraft gegenüber dem permanenten Erfolgsdruck, die ständige Präsenz in den Medien, den manchmal übergroßen Erwartungen von Vereinsvorständen, Investoren, Fans und sicherlich auch des eigenen Teams.
Wie geht man damit um? Wie baut man für sich ein Resilienz-System auf, das einem jeden Tag eine sichere Basis bietet?
Darüber schreibe ich in meinem Blogbeitrag „Resilienz im Top Management – drei Strategien für jede Krise„
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